
Zahlreiche Schriftquellen wie persönliche Briefe des Künstlers an Bekannte und Freunde, Tagebuchaufzeichnungen oder Rechnungen von Malfarbenherstellern geben wertvolle Einblicke in die praktischen und kreativen Entscheidungen, die Baumeister während des Krieges treffen musste.
Auf diese Weise erfahren wir mehr über die Gründe bei der Auswahl bestimmter Materialien, ihre Herkunft und die Schwierigkeiten bei ihrer Beschaffung.Â

Brief von Willi Baumeister vom 12.11.1947,
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart
Foto: Elia Schmid
Briefe dokumentieren die täglichen Herausforderungen, mit denen er konfrontiert war: zum Beispiel Kleider und Schuhe in guter Qualität zu bekommen.
Auf diese Weise erfahren wir aber auch mehr über die Gründe bei der Auswahl bestimmter Materialien, ihre Herkunft und die Schwierigkeiten bei ihrer Beschaffung. Historische Rechnungen enthalten Informationen darüber, wer ihm welche Materialien lieferte.

Baumeister bestellte 1942 Mussini-Harzölfarben der Fa. Schmincke
Rechnung der Fa. Albert Martz vom 14.2.1942, Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart
Foto: Elia Schmid
Dabei handelte es sich beispielsweise um Künstlerfarben, wie in dieser Rechnung über Mussini-Harz-Ölfarben der Fa. Schmincke. Ausgehend von solchen Rechnungen können wir dann recherchieren, woraus diese Materialien zu Baumeisters Zeit bestanden haben und ob wir in den Archiven der Firmen noch historische Referenzmaterialien finden, die sich analysieren lassen.

Rechnung der Fa. Chr. Lechler vom 6. Juni 1955
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart,
Foto: Elia Schmid
Er bestellte aber auch in großen Mengen eine weiße „Spachtel“ (masse), ebenso wie einen farblosen „Durapon-Überzugslack“ bei der Fa. Lechler – Materialien, die ursprünglich nicht für die Verwendung in Staffeleigemälden, sondern eher für die Anstrichtechnik vorgesehen waren. Die Schriftquellen enthalten also viele wichtige Informationen. Manchmal ergeben sich bei der Auswertung aber auch neue Fragen: So ist zum Beispiel unklar, woraus „Spezialweiss“ und „Spezialschwarz“ bestanden, was daran so besonders war und ob wir diese Materialien auf seinen Gemälden wiederfinden können.

Rechnung der Fa. Schall-Farben vom 14.4.1955
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart
Foto: Elia Schmid
In Baumeisters Nachlass haben sich viele Fotografien erhalten, die ihm beim Arbeiten zeigen und wichtige Einblicke in seinen Arbeitsprozess geben. Auch ein Film hat sich erhalten, in dem man dem Künstler beim Arbeiten buchstäblich über die Schulter schauen kann. Â

Die Fotografie zeigt Willi Baumeister in seinem Stuttgarter Atelier in der Gänsheidestr. 26 im Jahr 1954
CC BY-NC-SA 3.0 Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart.
Historische Fotografie: Johannes Schubert,
Foto im Archiv: Elia Schmid
Im Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart werden viele historische Fotos aufbewahrt, von denen man wichtige Informationen zu seinen Arbeitsprozessen ablesen kann. Die Fotografie zeigt Willi Baumeister in seinem Stuttgarter Atelier. Im Vordergrund sieht man eine Flasche mit einer weißen Flüssigkeit – sie gibt einen Hinweis auf eine wichtige Arbeitsweise Baumeisters: seine Gemälde nach dem Malen mit einem Überzug aus Buttermilch zu mattieren. Solche Überzüge finden sich heute noch auf vielen seiner Gemälde.
Ein großer Glücksfall für unsere Forschung sind Gemälde, die Baumeister zwar selbst gemalt, dann aber verworfen hat, weil er mit ihnen nicht zufrieden war. Obwohl er sie nicht als originale Werke anerkannt hat, hat er sie aufbewahrt und auf unterschiedliche Weise markiert.

Willi Baumeister, ca. 1951,
54 x 34 cm,
Willi Baumeister Stiftung Inv. Nr. V_002.
Foto: Elia Schmid
Beispielsweise hat er sie in der Mitte durchgebrochen – so wie in diesem Fall ein Gemälde auf einer Hartfaserplatte.

Willi Baumeister,
ca. 1931, 42 x 28,5 cm,
Willi Baumeister Stiftung Inv. Nr. V_005.
Foto: Elia Schmid
Auf anderen notierte er, dass sie nicht gut genug waren: in diesem Fall schrieb er „schlecht vernichten“ mit Bleistift auf die Vorderseite, obwohl er es zunächst noch signiert hatte.
Diese verworfenen Werke sind für unser Projekt sehr wichtig, weil sie oftmals relativ genau datiert werden können und in ihrer Materialität typisch für bestimmte Werkphasen sind. Wenn wir sie untersuchen, lernen wir gleichzeitig auch etwas über die Originale.
Paletten geben einen intimen Einblick in den Malprozess: An ihnen lässt sich ablesen, wie genau Baumeister seine Farben gemischt hat. Zwei Paletten aus seinen letzten Schaffensjahren haben sich im Nachlass erhalten und können mit den Materialien auf seinen Gemälden verglichen werden.

Eine Palette aus dem Nachlass des Künstlers
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart,
Foto: Elia Schmid
Als Palette benutzte Baumeister oft alte Kartons, auf denen er seine Farben mischte.
An Werkzeugen wie Pinseln oder Metallkämmen lässt sich direkt nachvollziehen, auf welche Weise er seine Malfarben aufgetragen und auf der Oberfläche verarbeitet hat.Â

Metallkämme und verschiedene Pinsel
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart,
Foto: Elia Schmid
Solche Metallkämme kannte er beispielsweise als Werkzeuge aus seiner Lehre als Dekorationsmaler. Auf vielen seiner Gemälde finden sich Spuren dieser Kämme, mit denen er die Oberflächen seiner frisch aufgetragenen Malfarben strukturierte.

In der weißen Farbe sieht man Spuren der Metallkämme.
Detail aus: Willi Baumeister, Verworfenes Gemälde, ca. 1954,
Willi Baumeister Stiftung Inv. Nr. V_012
Foto: Elia Schmid
Im Nachlass des Künstlers, in der Materialsammlung der ABK Stuttgart und in den Archiven der Künstlerfarbenhersteller Fa. Schmincke (Erkrath) und LUKAS (ehem. Schoenfeld) im Restaurierungszentrum Düsseldorf (RED) haben sich historische Tubenfarben, Firnisflaschen o.ä. erhalten, die wichtige Anhaltspunkte für die ursprüngliche Zusammensetzung der Malmaterialien auf den Gemälden liefern können. Sie sind deshalb wichtige Referenzmaterialien für unsere Untersuchungen an Gemälden.

Historische Tuben-Ölfarben im RED / LUKAS Archiv können als Vergleichsmaterialien herangezogen werden
© LUKAS.
Foto: Elia Schmid
In der Materialsammlung der ABK Stuttgart haben sich eine Reihe von historischen Materialproben aus der Zeit erhalten, als Baumeister Professor an der Akademie war. Solche gealterten Proben sind wertvolle Referenzmaterialien bei den Materialanalysen an den Gemälde. Sie helfen dabei die ursprüngliche Zusammensetzung der Farben zu entschlüsseln.

Referenzmaterial aus der historischen Materialsammlung des Archäometrischen Labors an der ABK Stuttgart
Foto: Elia Schmid
Zahlreiche Schriftquellen wie persönliche Briefe des Künstlers an Bekannte und Freunde, Tagebuchaufzeichnungen oder Rechnungen von Malfarbenherstellern geben wertvolle Einblicke in die praktischen und kreativen Entscheidungen, die Baumeister während des Krieges treffen musste.
Auf diese Weise erfahren wir mehr über die Gründe bei der Auswahl bestimmter Materialien, ihre Herkunft und die Schwierigkeiten bei ihrer Beschaffung.Â

Brief von Willi Baumeister vom 12.11.1947,
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart
Foto: Elia Schmid
Briefe dokumentieren die täglichen Herausforderungen, mit denen er konfrontiert war: zum Beispiel Kleider und Schuhe in guter Qualität zu bekommen.
Auf diese Weise erfahren wir aber auch mehr über die Gründe bei der Auswahl bestimmter Materialien, ihre Herkunft und die Schwierigkeiten bei ihrer Beschaffung. Historische Rechnungen enthalten Informationen darüber, wer ihm welche Materialien lieferte.

Baumeister bestellte 1942 Mussini-Harzölfarben der Fa. Schmincke
Rechnung der Fa. Albert Martz vom 14.2.1942, Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart
Foto: Elia Schmid
Dabei handelte es sich beispielsweise um Künstlerfarben, wie in dieser Rechnung über Mussini-Harz-Ölfarben der Fa. Schmincke. Ausgehend von solchen Rechnungen können wir dann recherchieren, woraus diese Materialien zu Baumeisters Zeit bestanden haben und ob wir in den Archiven der Firmen noch historische Referenzmaterialien finden, die sich analysieren lassen.

Rechnung der Fa. Chr. Lechler vom 6. Juni 1955
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart,
Foto: Elia Schmid
Er bestellte aber auch in großen Mengen eine weiße „Spachtel“ (masse), ebenso wie einen farblosen „Durapon-Überzugslack“ bei der Fa. Lechler – Materialien, die ursprünglich nicht für die Verwendung in Staffeleigemälden, sondern eher für die Anstrichtechnik vorgesehen waren. Die Schriftquellen enthalten also viele wichtige Informationen. Manchmal ergeben sich bei der Auswertung aber auch neue Fragen: So ist zum Beispiel unklar, woraus „Spezialweiss“ und „Spezialschwarz“ bestanden, was daran so besonders war und ob wir diese Materialien auf seinen Gemälden wiederfinden können.

Rechnung der Fa. Schall-Farben vom 14.4.1955
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart
Foto: Elia Schmid
In Baumeisters Nachlass haben sich viele Fotografien erhalten, die ihm beim Arbeiten zeigen und wichtige Einblicke in seinen Arbeitsprozess geben. Auch ein Film hat sich erhalten, in dem man dem Künstler beim Arbeiten buchstäblich über die Schulter schauen kann. Â

Die Fotografie zeigt Willi Baumeister in seinem Stuttgarter Atelier in der Gänsheidestr. 26 im Jahr 1954
CC BY-NC-SA 3.0 Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart.
Historische Fotografie: Johannes Schubert,
Foto im Archiv: Elia Schmid
Im Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart werden viele historische Fotos aufbewahrt, von denen man wichtige Informationen zu seinen Arbeitsprozessen ablesen kann. Die Fotografie zeigt Willi Baumeister in seinem Stuttgarter Atelier. Im Vordergrund sieht man eine Flasche mit einer weißen Flüssigkeit – sie gibt einen Hinweis auf eine wichtige Arbeitsweise Baumeisters: seine Gemälde nach dem Malen mit einem Überzug aus Buttermilch zu mattieren. Solche Überzüge finden sich heute noch auf vielen seiner Gemälde.
Ein großer Glücksfall für unsere Forschung sind Gemälde, die Baumeister zwar selbst gemalt, dann aber verworfen hat, weil er mit ihnen nicht zufrieden war. Obwohl er sie nicht als originale Werke anerkannt hat, hat er sie aufbewahrt und auf unterschiedliche Weise markiert.

Willi Baumeister, ca. 1951,
54 x 34 cm,
Willi Baumeister Stiftung Inv. Nr. V_002.
Foto: Elia Schmid
Beispielsweise hat er sie in der Mitte durchgebrochen – so wie in diesem Fall ein Gemälde auf einer Hartfaserplatte.

Willi Baumeister,
ca. 1931, 42 x 28,5 cm,
Willi Baumeister Stiftung Inv. Nr. V_005.
Foto: Elia Schmid
Auf anderen notierte er, dass sie nicht gut genug waren: in diesem Fall schrieb er „schlecht vernichten“ mit Bleistift auf die Vorderseite, obwohl er es zunächst noch signiert hatte.
Diese verworfenen Werke sind für unser Projekt sehr wichtig, weil sie oftmals relativ genau datiert werden können und in ihrer Materialität typisch für bestimmte Werkphasen sind. Wenn wir sie untersuchen, lernen wir gleichzeitig auch etwas über die Originale.
Paletten geben einen intimen Einblick in den Malprozess: An ihnen lässt sich ablesen, wie genau Baumeister seine Farben gemischt hat. Zwei Paletten aus seinen letzten Schaffensjahren haben sich im Nachlass erhalten und können mit den Materialien auf seinen Gemälden verglichen werden.

Eine Palette aus dem Nachlass des Künstlers
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart,
Foto: Elia Schmid
Als Palette benutzte Baumeister oft alte Kartons, auf denen er seine Farben mischte.
An Werkzeugen wie Pinseln oder Metallkämmen lässt sich direkt nachvollziehen, auf welche Weise er seine Malfarben aufgetragen und auf der Oberfläche verarbeitet hat.Â

Metallkämme und verschiedene Pinsel
Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart,
Foto: Elia Schmid
Solche Metallkämme kannte er beispielsweise als Werkzeuge aus seiner Lehre als Dekorationsmaler. Auf vielen seiner Gemälde finden sich Spuren dieser Kämme, mit denen er die Oberflächen seiner frisch aufgetragenen Malfarben strukturierte.

In der weißen Farbe sieht man Spuren der Metallkämme.
Detail aus: Willi Baumeister, Verworfenes Gemälde, ca. 1954,
Willi Baumeister Stiftung Inv. Nr. V_012
Foto: Elia Schmid
Im Nachlass des Künstlers, in der Materialsammlung der ABK Stuttgart und in den Archiven der Künstlerfarbenhersteller Fa. Schmincke (Erkrath) und LUKAS (ehem. Schoenfeld) im Restaurierungszentrum Düsseldorf (RED) haben sich historische Tubenfarben, Firnisflaschen o.ä. erhalten, die wichtige Anhaltspunkte für die ursprüngliche Zusammensetzung der Malmaterialien auf den Gemälden liefern können. Sie sind deshalb wichtige Referenzmaterialien für unsere Untersuchungen an Gemälden.

Historische Tuben-Ölfarben im RED / LUKAS Archiv können als Vergleichsmaterialien herangezogen werden
© LUKAS.
Foto: Elia Schmid
In der Materialsammlung der ABK Stuttgart haben sich eine Reihe von historischen Materialproben aus der Zeit erhalten, als Baumeister Professor an der Akademie war. Solche gealterten Proben sind wertvolle Referenzmaterialien bei den Materialanalysen an den Gemälde. Sie helfen dabei die ursprüngliche Zusammensetzung der Farben zu entschlüsseln.

Referenzmaterial aus der historischen Materialsammlung des Archäometrischen Labors an der ABK Stuttgart
Foto: Elia Schmid